Impressionen aus Bolivien oder Was kostet die Welt III

Am El Choro Trek in Bolivien, hier in subtropischem Terrain auf ca. 2500 m

Vorwiegend Bolivien hat mich in der Reisevorbereitung dazu veranlasst, einen nicht gerade kleinen Bestand an Immodium Akut-Tabletten einzupacken. Eilt ihm doch ein Ruf, Hygienestandards betreffend, voraus, welcher nicht nur Mikrobiologen im gelobten Westen die Hände vor den Augen zusammenschlagen lässt.

Meine Reise durch Bolivien führte mich von Uyuni über Potosi, weiter in die weiße Stadt Sucre, anschließend nach Norden nach Cochabamba, für einen Abstecher in den Toro Toro Nationalpark, dann ins riesige La Paz, um kurz vor der peruanischen Grenze in Copacabana am Titicacasee zu enden. Alles in allem hab ich nur 19 Tage in diesem landschaftlich wie kulturell sehr beeindruckenden Land verbracht, war also recht flott unterwegs. Nein, es hat mich nicht die Angst vor einer Salmonellenvergiftung, Typhus oder einer schnuckeligen Amöbenruhr getrieben, vielmehr war meine Reisegeschwindigkeit dem Vorhaben geschuldet, es nach Möglichkeit noch vor dem Weltuntergang bis nach Nordkolumbien zu schaffen. Unterwegs dorthin will ich einfach noch sehr viel sehen. Der außerplanmäßige Aufenthalt in Argentinien bedeutet eben auch, nun die schnellen Schuhe anzuziehen.

Bevor ich gleich die allseits beliebte Mini-Serie „Was kostet die Welt?“ aktualisiere, noch kurz für alle Interessierten: Hätte ich nicht einen entscheidenden Fehler begangen, wäre mein Immodiumvorrat noch unverändert vollständig. Bei einer Mehrtageswanderung jedoch ist es dann geschehen:  Anfangs habe ich mich noch gefreut, dass das von mir chemisch aufbereitete Trinkwasser gar nicht mehr – wie von Nepal gewöhnt – intensiv nach Chlor schmeckte. Bald darauf habe ich auf eindrückliche Weise vor Augen geführt bekommen, dass meine Aufbereitungstabletten nicht nur den Geschmack, sondern unterwegs auch die Wirkung verloren hatten…

Nun aber zu meinen Reisekosten der letzten Monate! Wie bekannt, gliedere ich meine Ausgaben in die Kategorien Unterkunft, Transport, Essen/Trinken und Sonstiges. Im letztgenannten Block findet sich alles, was in den anderen dreien unpassend wäre. Als Erstes reisen wir zurück nach Laos (Aufenthaltsdauer 24 Tage):

Unterkunft: 115 Euro

Transport: 244 Euro

Essen/Trinken: 293 Euro

Sonstiges: 66 Euro

Das ergibt einen relativ schlanken Tagesschnitt von 30 Euro. Die relativ hohen Transportkosten sind dem Leihmotorrad geschuldet, mit welchem ich den mehrtägigen Loop um Thakhek gefahren bin.

Kambodscha (Aufenthaltsdauer 10 Tage):

Transport: 71 Euro

Unterkunft: 44 Euro

Essen/Trinken: 163 Euro

Sonstiges: 95 Euro

Tagesschnitt: 37 Euro.

Unter Sonstiges findet sich das relativ teure Visum mit 38 Euro sowie der Eintrittspreis von Angkor Wat (37 Euro). Essen/Trinken schlägt ebenfalls etwas nach oben aus, was wohl auf die etwas überschwängliche Wiedersehensfeier mit einem befreundeten Paar aus der Heimat zurückzuführen ist.

Thailand II (Aufenthaltsdauer 19 Tage):

Transport: 83 Euro

Unterkunft: 284 Euro

Essen/Trinken: 326 Euro

Sonstiges: 81 Euro.

Tagesschnitt: 40 Euro.

Meinen zweiten Aufenthalt im Land des Lächelns habe ich vorwiegend am Strand Koh Phayams verbracht. Die Strandhütte, in der ich genächtigt habe, war zwar etwas teurer, dafür an einem wunderschönen Flecken der Insel, 12 Sekunden Fußweg ins Meer.

Indonesien (Aufenthaltsdauer 30 Tage):

Transport: 208 Euro

Unterkunft: 558 Euro

Essen/Trinken: 555 Euro

Sonstiges: 755 Euro

Tagesschnitt: 79 Euro

Vor allem der Tauchsport trieb die sonstigen Kosten stark in die Höhe. Aber jeder einzelne Euro davon war aus meiner Sicht hervorragend angelegt.

Neuseeland (Aufenthaltsdauer 41 Tage):

Transport: 853 Euro

Unterkunft: 984 Euro

Essen/Trinken: 801 Euro

Sonstiges: 1.340 Euro

Tagesdurchschnitt: 97 Euro

Ja, Neuseeland ist sündhaft teuer. Unter Sonstiges findet sich ein Paragleitflug, schwimmen mit Delfinen, drei Bootstouren etc. Man kann bei den Kiwis ganz leicht noch sehr viel mehr Geld lassen.

Argentinien (Aufenthaltsdauer 28 Tage):

Transport: 721 Euro

Unterkunft: 643 Euro

Essen/Trinken: 595 Euro

Sonstiges: 181 Euro

Tagesdurchschnitt: 88 Euro

Noch so ein teures Land. In der Kategorie Transport sind ein vergleichsweise teurer Inlandsflug nach Patagonien sowie die Kosten für ein Mietfahrzeug inkludiert. Und in Essen/Trinken finden sich unter anderem die Ausgaben für das eine oder andere der für mich weltweit besten Steaks wieder.

Bolivien (Aufenthaltsdauer 19 Tage):

Transport: 72 Euro

Unterkunft: 163 Euro

Essen/Trinken: 261 Euro

Sonstiges: 130 Euro

Tagesschnitt: 33 Euro

Bolivien habe ich als willkommene Kostenbremse wahrgenommen. Ich denke, so oder so ähnlich sollte es auch weiter gehen auf meinem restlichen Weg durch Südamerika. Sollte ich mich irren, werde ich an dieser Stelle wohl demnächst die Daten eines Spendenkontos bekannt geben müssen.

Straßenszene in La Paz, Bolivien
Ausblick beim Wandern in der Cordillera Royal
Neugierige Lamas am El Choro Trek nahe La Paz
Markttreiben in Cochabamba
Der Waka Sinqa Canyon im Toro Toro Nationalpark
Dinosaurierfußabdruck bei Toro Toro
Neben der Wäsche hängen Kuhhaut und -gedärme zum Trocknen in der Sonne.
Wanderimpression
Städtische Verkehrsmittel in La Paz. Das Seilbahnnetz verbindet mehrere Stadtvierteln untereinander und eignet sich hervorragend für den einen oder anderen voyeuristischen Blick in die Wohnzimmer der Bevölkerung. Erbauer ist übrigens ein bekanntes österreichisches Unternehmen.
Kraftfahrzeugfähre am Titicacasee, dem höchst gelegenen, schiffbaren See der Erde, welcher sich zwischen Bolivien und Peru befindet und ca. 15-mal größer ist als der Bodensee.
Lamababys und -föten sind wichtige Opfergaben für pachamama, Mutter Erde. Sie werden beispielsweise beim Gebäudebau eingemauert, um die Geister zu besänftigen. Jedoch reicht dieses Opfer nur für kleinere Gebäude aus. Es kursieren Geschichten, dass immer wieder Menschen von heute auf morgen spurlos verschwinden.
Mit drei Franzosen am El Choro Trek, einer 3-Tages-Wanderung auf alten Inkapfaden durch mehrere Klimazonen (höchster Punkt 4.900 m, niedrigster Punkt 1.300 m).
In Bolivien gibt es an jeder zweiten Straßenecke frisches Obst und/oder Säfte.

13 Antworten auf „Impressionen aus Bolivien oder Was kostet die Welt III“

  1. sehr schönes land und wunderschöne haube!!
    du bist der beste mit deinem bauchi 🤣🤣 womit glaubst du waschen sie das frische obst und verdünnen die säfte? der termin am tropeninstitut steht 🤗 arme annemarie jetzt kann sie nicht nur die miezen entwurmen 😄 bussal aus g.

    1. Huhu,
      genau, das mach ich, wenn ich wieder arbeite: dann geh ich 5 Wochen auf Wurmkur.
      Danke auch vielmals für die anerkennenden Worte bezüglich Haube!
      (Abwechslung muss sein! 😉)
      Lieben Gruß aus Südamerika!

  2. Juhuu 🙌
    1 es gibt einfachere Entwurmungskuren- Knoblauch! ! früher hat man kinder Schmalzbrot mit viel frischem Knoblauch draud gegeben gegen die Würmer – va im Kumpental musste man das öfters anwenden… heisst es 😌

    und wusstest du, dass vor noch viiieel längerer Zeit auch bei uns der Brauch war, Hühnerköpfe und -knochen in Wände einzumauern, um Unglück vom Haus abzuwenden?!
    aber der „Schrein“ mit den Lamababies ist schon … sehr gewöhnungsbedürftig…

    ich bin froh dass du meinen Rat befolgt hast 😉😉
    und dir gegen „bad hair days“ a Hauberl zu kaufen- sie steht dir super👍👍👍

    in Eisenerz wird übrigens untertags gesprengt und gesprengt man wird sogar nachtens wie mit Donnergrollen geweckt.. vielleicht graben sie eh schon unter Eisenerz durch!

    was machst du jetzt wegen dieser Aufbereitungstabletten- hast du vor Ort die Möglichkeit dir neue zu kaufen? ! a Wahnsinn dass die nimmer wirken!!! so lang bist auch noch nicht unterwegs..
    sonst musst halt das Wasser durch höher prozentiges austauschen 😉
    dann dir und deinem Baucherl alles Gute und gglGrüsse aus der Heimat🙋 Heidi

    1. Huhu Heidi!
      Eigentlich bin ich ja froh, dass ich überhaupt noch hair days habe, auch, wenn man das nur noch mit viel gutem Willen so bezeichnen kann.

      Dass das Krumpental mal Wurmgebiet war, wusste ich nicht. Hoffentlich war das verbreitende Epizentrum dareinst nicht das Gasthaus Reichenberger. Um dann viele Schmalzbrote mit Knoblauch verkaufen zu können. 😉

      Das mit den Wassertabs ist tatsächlich seltsam. Einem der mich begleitenden Franzosen ist haargenau (diese Wortwahl, um nicht zu weit vom Ausgangsthema abzuschweifen) dasselbe passiert. Ich hab sie übrigens von einem Schamanen in Chiclayo, Peru, wieder aufladen lassen. Sie sind also wieder wie neu. 😜
      Lieben Gruß!
      PS: Zum Thema Menschenopfer in Bolivien gibt es ein empfehlenswertes Buch: „Borracho estaba pero me acuerdo“ (Ich war betrunken, aber ich erinnere mich) von Victor Hugo Viscarra. Denke aber, es gibt keine Übersetzung ins Deutsche.

      1. Hallo zurück!!
        ich hoffe, ich kann nach deiner Buchempfehlung schlafen, Harald!! die Menschenopfer hab ich ja schon völlig verdrängt gehabt , schaurig grauslich! 🙈

        bzgl. Styling.. ja ich weiss, bei Kurzschnitten ist das immer so eine Haarspalterei – ist es noch als Frisur zu bezeichnen oder schon als letzte Version vorm Finale der Haarpracht…
        zur Not.. schau es gibt wohl auch zu den Opfergaben auch einiges, was dann an Fell anfällt… einer der bekanntesten Verfechter dieser haarigen Version ist sogar President! 😆

        Geschichten zufolge waren v.a. jene Krumpentaler betroffen, die mit Wasser aus den Reichenstein/ Erzberg Quellen versorgt worden sind… das Gasthaus Gösser Bräu gehörte schon zur „Stadt“ Gebiet aber auch hier gibt es Mythen dass es dort die besten Schmalzbrote gegeben hat😉😉

        was mich noch interessieren würde- wie hat der Schamane diese reaktiviert- hat er was beigemengt oder Mit Rauch und „SingSang“ wobei das soll nicht negativ klingen, mir fällt nur keine passende Bezeichnung ( Gebet, Energie Übertragung???) zur Zeit ein- zum Haare raufen!!

        GLG Heidi

        1. Was Du alles weißt Heidi, gehst ja schon beinahe als Heimathistorikerin durch.
          Der Schamane hat die Tabletten einzeln in die Luft geworfen (bei Südostwind, wichtig!) und mit seinem linken Ohr aufgefangen. Also sozusagen mit Schmalz vermengt. Dann hat er sich eine Knoblauchzehe ins Ohr gedrückt und dabei einen alten Zauberspruch aufgesagt. Noch Fragen? 😉
          Ganz liebe Grüße!

          1. 😂 Ich kann nicht mehr…Diese Kommunikation…😅
            Komischerweise hab ich einen totalen Gusto auf Bratlfettbrot mit Knoblauch gekriegt…😆
            Oje…tu schön aufpassen…Und trink an gscheiten Schnaps! Kann net schaden!
            LG und…S. z.😎!!!

          2. Ja, es ist doch immer wieder erfrischend, nicht wahr?! 😜
            Mir hat die Heidi auch einen ordentlichen Gusto gemacht. Wobei ich mit einem Stück Sauerteigbrot ohne Aufstrich schon zufrieden wär.
            Jaja, ich pass eh auf! 😉
            Lieben Gruß!

  3. also muss meine schwester berichtigen – wir stadtkinder sind doch nicht mit krumpentalern zu vergleichen – mon dieu 🙅‍♀️es ist nicht belegt wo diese würmer jetzt wüten bei den krumpis… dio mio…
    und scheiss aufs wasser trinken – trink hochprozentiges dann hast keine probleme 💪grazer wasser enthält ja viel kalk doch dank meiner spezialtherapie bin ich fit wie ein turnschuh 👟

    1. Haha, im Zweifelsfall auf Altbewährtes zurückgreifen, meinst Du?! Es gibt tatsächlich Leute, die reisen mit einer Flasche Inländerrum durch Südamerika. Ein Buchtitel drängt sich – in Anlehnung an das Menschenopferbuch – da förmlich auf: I was travelling, but I can’t remember. 😉
      Lieben Gruß!

  4. Lieber Harald,
    bei trifft das wirklich zu * was kostet die Welt *
    warum Wurmkur ?
    lies sehr angeregt deine Reisebericht ! Traumhaft !!, hoffe eine für die daheim gebliebenen gib eine tolle Präsentation
    liebe Grüße
    ahiebler

    1. Lieber Alois,
      das war nicht ganz ernst gemeint, hat sich aus den anderen Kommentaren ergeben. Man kann sich jedoch tatsächlich allerhand einfangen hier.
      Sei lieb gegrüßt!

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